von Sandra Martinez Böhme
„Ich habe mich privat immer für Frauenrechte eingesetzt“, sagt Sylvia Klein. Seit zwei Jahren macht sie dies nun auch beruflich. Als Leiterin der Einrichtung „Girlspace“ organisiert und betreut sie medienpädagogische Projekte für Mädchen.
Doch dies war nicht immer so. Sylvia Klein wächst in Aachen auf. Ihre Familie folgt den traditionellen Rollenbildern. Der Vater verdient das Geld und die Mutter ist Hausfrau. „Ich habe beobachtet, dass meine Mutter in ihrer Rolle unglücklich war und auch arbeiten wollte. Jedoch hatte sie keinen richtigen Schulabschluss, was es für sie schwierig machte“, sagt Klein. Diese Erfahrung hat sie und ihre Meinung stark geprägt. Frauen sollen sich nicht zwischen Karriere und Familie entscheiden müssen, sondern beides vereinen können.
Kleins Wunsch andere Menschen zu unterstützen, zeigt sich daher schon früh. Nach ihrem Abschluss geht sie für ein Jahr nach England und arbeitet in einer Schule für körperbehinderte Kinder. „Ich kann es jedem empfehlen, nach dem Abschluss rauszugehen und sich zu trauen“, rät Klein. Sie selbst absolviert nun erst einmal eine Ausbildung zur Mediengestalterin. Vier Jahre lang arbeitet sie daraufhin in einer Print-Agentur. „Ich habe Verpackungen für Produkte designt, die direkt nach dem Öffnen weggeschmissen wurden“, beschreibt Klein ihre ehemalige Tätigkeit. Sie merkt, dass ihr Beruf sie unglücklich macht und entscheidet sich für einen Wechsel. „Der Job muss einem am Herzen liegen. Ansonsten ist er Zeitverschwendung“, erklärt Klein ihre Entscheidung und studiert von da an Sozialpädagogik.
In ihrer Freizeit widmet sie sich ihrem Herzensthema: Den Rechten von Frauen und Mädchen. In einer Lesegruppe tauscht sie sich über feministische Literatur aus. Vor zehn Jahren organisiert sie das sogenannte „Ladyfest“, eine Veranstaltung, bei der Künstlerinnen und Autorinnen auftreten. Schließlich kommt sie zu beruflich zu „Girlspace“, eine Einrichtung des Jugendpfarramts, die passend zum Namen jungen Mädchen Raum für Entfaltung bietet.
Die Projekte dort sind vielfältig. Jeden Mittwoch trifft sich zum Beispiel eine Mädchengruppe aus der Kölner Südstadt. Und in den Ferien finden medienpädagogische Workshops statt, in denen die Teilnehmerinnen kreativ werden oder etwas über Themen wie Online-Sicherheit lernen. Kleins Arbeit besteht vor allem aus der Organisation von Projekten. Doch sie begleitet die Jugendlichen auch selbst. Ihre Veranstaltungen wenden sich besonders an geflüchtete Mädchen und jene aus sozial benachteiligten Familien. „Alle Angebote von Girlspace sind kostenlos. Das gehört zu unserem Konzept von Gleichberechtigung. Auch Mädchen, die sich keine teuren Laptops leisten, sollten mitmachen können“, sagt sie.
Doch die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern ist aus Sicht von Klein immer noch nicht erreicht: „Im Job kommen Frauen immer noch nicht auf die selben hohen Positionen wie Männer. Auch in der Medien- und Kunstwelt bleiben sie unterrepräsentiert.“ Jedoch habe sich besonders in den vergangenen Jahren in Film und Fernsehen viel verbessert. Es gäbe mehr starke Frauenrollen, wie „Wonder Woman“ aus dem gleichnamigen Film. Das macht ihr Hoffnung.
Ihre jetzige Arbeit will Klein auch in zehn Jahren noch ausüben: „Ich mag meinen Beruf sehr gerne. Besonders nachdem ich bereits eine andere Arbeitswelt gesehen habe.“